Landstrasse: 15-Minuten-Straße mit Schönheitsfehlern

Elsa Koller-Baur – Ich bin wirklich so eine, die in ihrer eigenen 15-Minuten-Stadt lebt. Oft komme ich tagelang nicht aus dem dritten Bezirk hinaus. Ich habe das Glück, dass mein Arbeitsplatz in rund zehn Minuten zu Fuß für mich erreichbar ist; etliche Geschäfte liegen sogar noch auf dem Weg dorthin – doch perfekt ist die Landstraßer Hauptstraße noch nicht, einige Schönheitsfehler bleiben leider.

Praktisch alle meine täglichen Besorgungen und Termine führen mich auf die Landstraßer Hauptstraße, meist stadteinwärts Richtung Rochusmarkt. Nahversorger, Bäcker, Sportgeschäft, Friseurin, Schreibwaren, Sushiladen – all das finde ich hier. Ab und zu schaffe ich es sogar nach Wien Mitte in die Mall, sollte ich in Galleria & Co noch nicht fündig werden.

Wozu soll ich mich da noch weiter über den Ring und bis zur Kärntner Straße quälen? Mittlerweile bin ich fast überwältigt von den Menschenmassen, wenn ich mich doch einmal an einen so stark frequentierten Ort verirre. Vergleichsweise ist es eigentlich ganz angenehm, dass auf der „LaHa“ etwas weniger los ist, dass man sich in den Geschäften hier nicht mit hundert anderen Leuten um eine Umkleidekabine prügeln muss. Und auch der Rochusmarkt mit seinem kulinarischen Angebot – sei es türkisch, koreanisch oder flüssig in Form von Wein – hat, wenn auch nicht ganz auf Naschmarkt-Level, einiges zu bieten.

Grüne Visualisierung Landstraßer Hauptstraße
Unsere Grüne Vision: So könnte die Landstraßer Hauptstraße schon in der nahen Zukunft aussehen.

Kinder SOLLEN SICH FREI BEWEGEN KÖNNEN

Einen Nachteil hat die Landstraßer Hauptstraße aber doch gegenüber anderen Einkaufsstraßen: Kurz gesagt, besonders schön ist sie nicht. Das liegt vor allem daran, dass hier nicht Fußgänger oder Gastgärten das Straßenbild dominieren, sondern der Autoverkehr, der ungehindert hindurchfließt, flankiert von parkenden Kraftfahrzeugen auf beiden Seiten. Ist man mit kleinen Kindern unterwegs, ist man primär mit der Abwendung potenzieller Katastrophen beschäftigt. Gut, das habe ich bereits hinter mir. Aber trotzdem schade.

Man hat sich ja schon dran gewöhnt; es fällt einem fast nicht mehr auf. Doch wenn man dann einmal bewusst darüber nachdenkt, wie es ja eigentlich auch sein könnte, beginnt man zu träumen: von Kindern, die herumlaufen und sich frei bewegen können, ohne dass Eltern in Panik verfallen müssen. Von Bäumen, in deren Schatten Bänke stehen – zum Ausruhen, zum Eisessen, zum Austausch mit anderen. Von coolen Lokalen mit Schanigärten, in denen man sich ohne Autolärm und Abgase in Ruhe unterhalten und entspannen könnte.

Aber bis so etwas in Wien passiert, muss man wahrscheinlich lange warten. Daher mein Plan B: Ich setze mich zum Weinstand auf den Rochusmarkt und trinke mir die „LaHa“ einfach schöner.

Hier findest du mehr über unsere Vision für die Landstraßer Hauptstraße.