Wohin entwickelt sich die Landstraße?

Bezirks
Entwicklungs
Kommission

Unser Bezirk entwickelt sich derzeit sehr unterschiedlich. Während viele zentrumsnahe Grätzel den Eindruck erwecken, dass die Zeit stehen geblieben ist, sind im Süden des Bezirks großflächige Bebauungen und brandneue Hochhäuser anzutreffen oder am entstehen.

von Till Hafner

Diese neuen Projekte, Laendyard, The Marks, Triiiple, das Village im Dritten etc., haben Ausmaße, die neuen Stadtvierteln entsprechen. Sie führen zu einem massiven Bevölkerungsanstieg. Außerdem wird der Wunschtraum der SPÖ, eine neue Mega-Eventhalle für Wien, bei uns im Bezirk realisiert. Auf dem Areal des früheren Schlachthofes in „Neu Marx“ soll die „Wien Holding-Arena“ entstehen und bis zu 20.000 Besucher:innen werden bei Musik- und Sport-Events für Mobilitätsspitzen sorgen. Fans von Wachstum mögen das ausschließlich positiv sehen. Aus planerischer Sicht kann man aber zweifeln, ob diese Veränderungen ganzheitlich durchdacht und der Bezirkspolitik voll bewusst sind. Vor allem die sozialen Auswirkungen sollten im Bezirk bedacht und planerisch erfasst werden. Erst recht wird Planung benötigt, weil der Bezirk und Wien – wie alle Städte der Erde – vor einer sehr großen Herausforderung stehen: Wir müssen unsere Stadt klimagerecht und inklusiv denken, anpassen und gestalten!

Wir brauchen die Verkürzung von Wegen durch Verdichtung, die Minimierung von Individualverkehr und die Begrünung der Stadt bei steigenden individuellen Ansprüchen. Die Wiener Stadtverfassung sieht vor, dass sich Bezirke ein „Bezirksentwicklungskonzept“ geben (§103g). Unser Bezirk war einmal so vorbildlich, dass sein „Bezirksentwicklungsplan“ ein Pilot-Projekt in Wien darstellte. Aus heutiger Perspektive hat dieser Plan allerdings einen gravierenden Schönheitsfehler: Es stammt von 1985! Viele heutige Herausforderungen kennt dieser Plan nicht. Mit 36 Jahren gibt es ihn sogar länger, als der jetzige SPÖ-Bezirksvorsteher im Amt ist. Nach der Bezirkswahl 2020 haben wir deshalb angeregt, eine Bezirksentwicklungskommission einzusetzen – das machen viele Bezirke, die Planungs- und Gestaltungsbedarf haben. Zwar fand das im ersten Anlauf keine Zustimmung, aber die Verhandlungen unseres Bezirksvorsteher-Stellvertreters Bora Akcay konnten schließlich eine Lösung erreichen. Unterstützt vom früheren Vorsitzenden des Bauausschusses Rudolf Zabrana, Mitverfasser des ersten Bezirksentwicklungsplans, wurde eine Arbeitsgruppe des Bauausschusses eingerichtet. Diese beschäftigt sich nun regelmäßig mit der langfristigen Bezirksentwicklung.

Natürlich werden wir hier als Grüne wohl nicht alles erreichen, was wir für dringend notwendig halten. Aber wir begrüßen, dass es einen gemeinsamen fachlichen und sachlichen Austausch gibt, um den Bezirk zu gestalten. Die nachhaltige, klimagerechte und inklusive Gestaltung des Bezirks muss eigentlich allen politischen Kräften ein Anliegen sein.