Klimagrätzl-Spaziergang: Am schönen grünen Neubau

Unser Besuch in der Zieglergasse

Was kann in einem grün-regierten Bezirk umgesetzt werden und was könnten wir daraus lernen? Das waren die Fragen zu unserem Spaziergang durch den 7. Bezirk mit Bezirksvorsteher Markus Reiter. Natürlich haben uns besonders die Begrünungs-Projekte und ihre praktische Umsetzung interessiert.

Der Neubau war der erste Bezirk Wiens, der ab 2001 von einem Grünen Bezirksvorsteher regiert wurde. Seither wurde der Bezirk zwar nicht in einen Mischwald umgestaltet (er hat gerade einmal 2 Prozent Grünflächen), aber es hat sich doch einiges verändert in diesen zwei Jahrzehnten. Am prominentesten in der Mariahilfer Straße von 2013 bis 2015, die zum rot-grünen Leuchtturm-projekt für die Verkehrsberuhigungen in ganz Wien geworden ist. An Regierungserfahrung gibt es bei den Neubauer Kolleg:innen also keinen Mangel und auch was nach 2015 gekommen ist kann sich sehen lassen. Ausgehend von der Mariahilfer Straße wurden auch kleinere Umgestaltungen in die Hand genommen wie die „Kühle Meile“ Zieglergasse oder die Begegnungszonen Zollergasse und Neubaugasse. Um trotz der wenigen Grünflächen etwas gegen die Hitze der Stadt zu tun, seien mehrere Maßnahmen wichtig, zählt Markus Reiter auf: „Wo es geht Bäume pflanzen, Retentionsflächen schaffen, wo Regenwasser verdunsten kann, helle Oberflächen statt schwarzem Asphalt und automatische Bewässerungen“.

Kühle Meile als Pilotprojekt für ganz Wien

Wasser war 2018 auch das große Thema bei der Zieglergasse, denn die Wasserleitung sollten komplett erneuert werden. Es bot sich also die Chance eine ohnehin notwendige Großbaustelle für eine Umgestaltung im großen Stil zu nutzen. Hier zeigte sich, wie unterschiedlich die Beteiligten definierten, was nun geht und was nicht. Üblicherweise gibt der Bezirk den Auftrag für so ein Projekt und die Magistratsabteilung 28 überprüft unter anderem auch wie viele Bäume gepflanzt werden könnten. Denn oft sind Gasleitungen, Fernwärme oder Abwasserkanäle im Untergrund im Weg, die so genannten Einbauten. Bei der ersten Einbautenbesprechung mit dem Magistrat und allen Betreibern von Leitungen wurde dem Bezirk mitgeteilt, dass auf dem recht langen Projektgebiet maximal acht neue Bäume möglich seien. „Am Ende der Verhandlungen hatten wir 25 Bäume in Planung“, sagt Markus Reiter im Rückblick. „Wir haben uns noch einmal genau angeschaut, ob mit ausreichendem Schutz der Verrohrungen und dem Hinterfragen der bisherigen rigiden Vorgaben, nicht doch mehr Bäume drin sind.“ Die damit verbundenen höheren Kosten für den Verrohrungsschutz und das Bewässerungssystem, war man gerne bereit zu tragen. Die Minimalkosten für einen Straßenbaum betragen nämlich ca. 7000 Euro, aber für die Bewässerung kommen noch 25.000 bis 30.000 Euro hinzu.

Neue Standards gesetzt

Doch selbst wenn ein junger Baum gepflanzt ist, heißt das noch nicht, dass er auch überleben wird. Der Umzug von der Baumschule verursacht Stress und die asphaltierten Straßen sind generell alles andere als eine gute Umgebung für Bäume. „Wir setzen daher ältere und größere Bäume, die mehr kosten aber eine höhere Chance haben zu überleben“, sagt der Bezirksvorsteher. Es wurden auch die Baumscheiben größer und die Pflanzlöcher tiefer gemacht, als es bis dahin Standard war. Das schafft mehr Wurzelraum und verbessert die Überlebenschancen. Der von uns besichtigte Baum hatte 13 Quadratmeter Substrat um sich herum und 1,75 m Platz in der Tiefe.

Erstes Fazit: Soviel Beharrungsvermögen würden wir uns von der Bezirksvorstehung Landstraße auch oft wünschen. Und zwar wenn es nicht um Parkplätze geht.

Der Bezirk wird umgegraben

Das noch viel größere Projekt für den Neubau ist die Verlängerung der U2 nach Süden. Das bedeutet über acht Jahre hinweg riesige Baustellen und die Errichtung einer neuen U-Bahnstation im Bezirk. Unter anderem musste eine neue Route für den 13A gefunden werden und hunderte PKW-Parkplätze auf der Straße mussten den Baustellen weichen. Beides hat der Bezirk genutzt um langfristige Ziele zu erreichen ohne selbst große Summen dafür ausgeben zu müssen. Die Lösung für den 13A war nach längeren Diskussionen zwischen Bezirk, Wiener Linien und Handel, dass die Neubaugasse zur Begegnungszone umgebaut wurde und der Bus nun in beide Richtungen fahren kann. Die Kosten von 16 Millionen Euro hat zur Gänze die Stadt übernommen.

Bei den Auto-Stellplätzen ist der Bezirk aktiv geworden und hat mit den Garagenbetreiberinnen ein Bezirkspaket verhandelt, das allen Bewohner:innen einen Garagenplatz um monatlich 100 Euro für die Dauer der U-Bahn-Baustelle bietet. Aus den Parkraumanalysen der vergangenen Jahre, die auch private Garagen erfasst hatten, wusste man in der Bezirksvorstehung, dass auch genügend freie Garagenplätze vor Ort zur Verfügung stehen. Wie Markus Reiter bereits 2019 bei der Präsentation des Bezirkspakets andeutete, ist es eher unwahrscheinlich, dass nach der Baustelle alle Stellplätze wiederhergestellt werden, sondern dass der Platz dauerhaft für andere Nutzungen zur Verfügung steht. Neben Begrünungen wären dies z.B auch Haltezonen, die von sozialen Diensten, Einsatzfahrzeugen oder für private Ladetätigkeiten genutzt werden können.

Mehr Informationen über die „Kühlen Zonen“ in Neubau, findest du auf ihrer Website.