Täglich grüsst das Murmeltier: Autos sind wichtiger als Grünflächen für alle
Nach der heurigen Umgestaltung des Kardinal-Nagl-Parks wird 2023 der Czapkapark in Angriff genommen werden. Aber in beiden Fällen wird die Chance vergeben, mehr entsiegelte und begrünte Freiflächen für die BewohnerInnen zu schaffen.
An den Kardinal-Nagl-Park grenzt eine Sackgasse und eine Zufahrt zu einer Sackgasse. In zwei Anträgen haben wir eingebracht, dass diese Verkehrsflächen in die Umgestaltung einbezogen werden sollen und so der stark genutzte Park vergrößert werden kann. Im Süden hätte der Teil der Hainburger Straße komplett einbezogen und entsiegelt werden können, im Westen wären trotz notwendig verbleibender Fahrspuren eine Vergrößerung möglich gewesen.
Beide Anträge wurden im Bezirksparlament abgelehnt.
Sobald bekannt war, dass die nächste Umgestaltung den Czapkapark betrifft, haben wir auch dort geschaut, ob Vergrößerungen möglich wären: drei Sackgassen – darunter eine Wohnstraße – grenzen an den Czapkapark.
Wie naheliegend aus unserer Sicht, dass die versiegelten Enden von Stellflächen und Asphalt befreit und mehr Platz für ParkbesucherInnen geschaffen werden!
Wieder stellten wir einen entsprechenden Antrag und wieder gibt es Ablehnung durch den SPÖ-Bezirksvorsteher.
Und das, obwohl es von Seiten der Stadt Wien einen Wiener Klimafahrplan inklusive einer Entsiegelungs- und Baumoffensive gibt. Das ist begrüßenswert, auch wenn konkrete Maßnahmen dabei fehlen.
Aber die ambitioniertesten Ankündigungen bringen den BewohnerInnen gar nichts, wenn auf Bezirksebene blockiert wird!
Wir pochen auf „Bäume statt Autos“ aus zwei guten Gründen:
Bäume und entsiegelte Flächen machen den öffentlichen Raum klimafit. Die Durchschnittstemperaturen und die Anzahl von Tropennächten steigen jährlich und verlangen, dass wir Maßnahmen zur Klimaanpassung setzen. Die Menschen brauchen kühle Orte.
Wir Grüne sehen das auch als wichtiges soziales Thema: wenn Wohlhabende außerhalb der Stadt und in klimatisierten Wohnungen Erholung von der Hitze finden, bleiben für alle anderen (oftmals zu kleine) Wohnungen und der öffentliche Raum über.
Auch die Arbeiterkammer Wien hat dazu letztens eine Studie veröffentlicht.
Wie wichtig der zweite Grund ist, möchte ich mit einem Vergleich erklären: wenn es wegen eines Leitungsgebrechens eine Überschwemmung gibt, reicht es nicht, wenn Gummistiefel an alle verteilt werden – es braucht auch jemand, der den Haupthahn abdreht.
Für nachhaltigen Klimaschutz und die Erreichung von Klimazielen braucht es ein rasches Ende von CO2-Emissionen. Wenn es nach den Plänen der Stadt Wien geht, gibt es bei uns im Bezirk jährlich 1.300 Autos weniger.
Das Bewußtsein und Verhalten der BewohnerInnen gehen da zum Großteil schon in die richtige Richtung: 85% der Wege werden zu Fuß, mit dem Fahrrad oder den Öffis zurückgelegt und zwei Drittel der WienerInnen besitzen kein Auto.
War Verteilungsgerechtigkeit nicht mal ein wichtiges Anliegen der SPÖ? Die faire Verteilung von öffentlichem Raum steht jedenfalls nicht auf der Agenda der Landstraßer SPÖ-Bezirksvorstehung, sondern das Festhalten an den Privilegien für AutobesitzerInnen.
Wir setzen uns für eine Neuverteilung der öffentlichen Flächen und für mehr Platz für alle ein. Im Rahmen unserer Initiative Landstraßer Klimagrätzl entwickeln wir konkrete Vorschläge, wie so etwas aussehen könnte.